Die " Alte Feme "

 

Zu den ältesten Bauwerken des l000-jährigen Bruchhausen gehört zweifellos der mit einem gemusterten Mittelgeschoß barocker Ziegelmauerarbeit ausgestattete drei Stockwerk hohe Fachwerkbau hinter der Mühle. Im Volksmund ist er als "Alte Ferne" bekannt. Geheimnisumwittert wie auch das Schloß können wir heute keine eindeutigen Angaben über die einstige Bestimmung dieses Gebäudes machen. Ob dort jemals Femegerichte tagten, ist zweifelhaft, gehörte doch zu Bruchhausen erwiesenermaßen die sogenannte Patrimonialgerichtsbarkeit 1. Instanz über die Dorfbewohner, die das Haus von Kanne in Bruchhausen, Ottbergen und Hembsen besaß.

Aber schon von den Vorvätern hörte man Geschichten über die "Alte Ferne", die die Kinder jedesmal mit leisem Schaudern erfüllten. Sie erzählten auch von dem Schandpfahl, der dort gestanden hat. Selbst auf dem Notgeld der Gemeinde Bruchhausen hat man ein Femegericht dargestellt als Relikt aus alter Zeit.


Notgeld vom 1. Mai 1921 zeigt ein mittelalterliches Femegericht. Im Hintergrund die "Alte Ferme".

Femegerichte entstanden im 13. Jahrhundert in Westfalen. Sie tagten neben den üblichen Gerichten und übten hauptsächlich die Blutgerichtsbarkeit aus. An ihrer Spitze stand der Freigraf, dem sieben Freischöffen bei der Urteilsfindung zur Seite standen. Wer der Vorladung zu einem Femegericht nicht Folge leistete, wurde verfemt und war damit vogelfrei.

Die Sitzungen der Feme waren geheim und ihr Urteil lautete entweder auf Tod oder Freispruch. Im Bewußtsein des Volkes leben noch viele zum Teil gruselige Geschichten über die heimliche Ferne; durch die strengen Urteile und geheimnisvollen Bräuche bekam sie schon bald den Charakter eines Geheimbundes, der Bauern, Grafen, Herzöge, ja sogar Könige vor seine Gerichtsschranken laden konnte.

Nach der Gründung des Reichskammergerichts ging die Macht und Bedeutung der Femegerichte zurück. Sie sind aber noch bis ins 18. Jahrhundert in Westfalen nachgewiesen.

        


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