Die Leinenbleicherei

 

In der Leinenbleicherei fanden die Bewohner Bruchhausens in der Mitte des vorigen Jahrhunderts (bis etwa zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs) einen lohnenden, aber auch sehr mühsamen Nebenerwerb. Wegen der guten geographischen Verhältnisse am Unterlauf der Nethe, begünstigt durch geeignete Bewässerungsmöglichkeiten aus nahen Weichwasserquellen, die in zahlreiche Bleichgräben abgeleitet wurden, bot sich die Bleicherei in Bruchhausen an. Die Bleicherwiesen lagen zu beiden Seiten der Nethe. Das Rohleinen kam überwiegend aus Bielefeld und Salzgitter.

Durch das Bleichen sollte die Leinwand von den natürlichen Verunreinigungen befreit werden. Das ultraviolette Sonnenlicht führte den angefeuchteten Geweben auf der Rasenbleiche Sauerstoff zu. Naturfarbene, verfärbte oder vergilbte Stoffe erhielten dadurch ihre blendend weiße Farbe.

Im ersten Arbeitsgang wurde das Rohleinen verschiedene Male mit heißer Sodalauge in den Bottichen übergossen. Im nächsten Vorgang wurde das Leinen auf eine Feldbahn geladen und zu den Bleichwiesen transportiert. Dort steckte man die Leinenbahnen an den Enden mit Pflöcken fest und beschwerte sie alle 10 Meter mit Fichtenstangen. Nun besprengte der Bleicher das Leinen mit der Schöpfkelle und hielt es zwei Tage sehr feucht, damit etwaige Sodareste ausgespült wurden und die Sonnenstrahlen das Leinen nicht verbrennen konnten. In diesem Zustand blieb es zwei Tage liegen. Danach brachte man es wieder zum Bleichhaus in den Bottich, begoß es abermals und rollte es wieder zum Bleichen aus. Dieser Vorgang wiederholte sich vier bis achtmal. Zum Schluß wurde das Leinen gereinigt und ausgewaschen, gemangelt und für den Versand verpackt.

Bleicherwiesen um 1910.  Blick von der Hüwe.

Gegenwärtig weisen nur noch einzelne zerfallene Bleichhütten und -gräben auf den Wiesen an der Nethe, große Trockenstuben in einzelnen Häusern, noch vorhandene Bildaufnahmen und die persönlichen Erinnerungsberichte ehemaliger Bleicher, sowie ein Hausname "Drillmachers" auf die Vergänglichkeit eines vorübergegangenen Aufschwunges hin.

        


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